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Abschied vom Wiener Burgtheater mit „Mephisto“


Wiener Burgtheater
Ein letzter spontaner Besuch im Wiener Burgtheater

27. Oktober 2019 – In der kommenden Woche wird das Umzugsunternehmen meine Wohnungseinrichtung abholen und nach Eutin verfrachten. Schon jetzt ist meine Wohnung eine einzige Burg aus Umzugskartons.


Und so entschließe ich mich heute spontan zu einem letzten Besuch im Wiener Burgtheater, auch um der ungemütlich gewordenen Wohnung zu entfliehen. Ich habe zweifach Glück: heute findet eine Vorstellung des „Mephisto“ von Klaus Mann statt, und ich kann so kurzfristig noch einen fantastischen Platz in den vorderen Reihen ergattern.


Kurz vor 19 Uhr erreiche ich das Burgtheater mit der Straßenbahn, der „Bim“, wie sie liebevoll von den Wienern genannt wird. Das imposante Gebäude ist hell erleuchtet, und ich genieße ein letztes Mal den Anblick des Foyers und die fast heimelige Atmosphäre im Saal.

Der „Mephisto“ ist eine Dramatisierung von Klaus Manns Roman und zeichnet das Leben des Schauspielers und Intendanten Gustaf Gründgens nach, der sich – so die Interpretation von Klaus Mann - karrieredienlich dem Nationalsozialismus unterwarf.


Bühnenbild und Schauspieler fesseln von Beginn an. Nicholas Ofczarek als Protagonist läuft den gesamten Abend auf einem überdimensionalen Laufband, ohne also voranzukommen, und die Drehbühne gibt den Bewegungen der Schauspieler stets einen neuen Blickwinkel.

Riesige Säulen, auf deren Projektionsflächen per Video das Geschehen auf der Bühne aus einer anderen Perspektive erscheint, vermitteln ein Gefühl von Kargheit und gleichzeitig bedrohlicher Imposanz. Sogar das Publikum wird einbezogen, wird uns doch zum Ende des Stückes ein riesiger Spiegel vorgehalten, und Zeilen des „Mephisto“ werden gleichzeitig auf die Zuschauergalerie projiziert.

Manns Roman über ein Leben im Zwiespalt zur Zeit des Nationalsozialismus ist so aktuell, so fesselnd dramatisiert und so überzeugend gespielt, dass ich überwältigt bin, als nach drei Stunden der Vorhang fällt. Lang anhaltender Applaus des Publikums ist der Dank für das Ensemble, und für mich ist es ein eindrucksvoller Abschied vom Wiener Burgtheater.

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